Das Leben im „Heinrich-Grüber-Haus“ zu Zeiten von Corona
Auf vielen Schildern in unserem Haus liest man den Satz „Ein Haus voller Leben“. Das kann ich nur unterschreiben! Gerade auf den Bereichen für Menschen mit Demenz ist immer was los, denn ein oder gar mehrere Bewohner halten den ‚Laden‘ auf Trab. Meist lassen sich die anderen Bewohner vom Verhalten ihrer Mitbewohnerinnen und Mitbewohner anstecken und werden ebenfalls aktiver.
Die orientierteren Bewohnerinnen und Bewohner kommen so auch aus ihrer Deckung und haben oft ihre ganz eigene Meinung zum Thema Demenz 😉. Sie sind aber auch oft sehr hilfsbereit und springen für die an Demenz erkrankten Bewohnerinnen und Bewohner in die Bresche.
Freizeitaktivitäten in Hülle und Fülle! Skat Runden, hauseigene Kneipengänge, eine Vielzahl an Tieren im Grüber-Garten, die versorgt und gestreichelt werden wollen und schließlich noch die Bewohnerurlaube.
Doch jetzt „CORONA“
Was tun? Was dürfen wir? Was wünschen sich unsere Bewohnerinnen und Bewohner von uns in dieser Zeit?
Anfänglich herrschte Ratlosigkeit… der Wohnbereichsalltag ging weitestgehend normal weiter. Nach ein paar Tagen wurde klar, da kommt jetzt erstmal keiner mehr: kein Besuch, keine Therapeuten, Arztvisiten nur wenn nötig.
Schnell wurde klar: wir müssen nun mehr denn je wie eine Familie für unsere Bewohner da sein. Und: auch in solchen schweren Zeiten darf der Körperkontakt nicht fehlen! Viele Bewohnerinnen und Bewohner suchen diesen nun vermehrt und man spürt die Veränderung. Nicht vermeidbare Krankenhauseinweisungen werden streng von uns begleitet und der/die betreffende Bewohner/in wird nicht aus den Augen gelassen.
Ein Wortwechsel im Krankenhaus sah dann so aus:
Die Ambulanz: „Ok der Patient in 12a kann wieder zurück ins Heim.“
Der begleitende Mitarbeiter: „Ohne Corona Test fahren wir nirgendwo hin.“
Ambulanz: „Dann muss der Patient eben in Quarantäne.“
Der begleitende Mitarbeiter: „14 Tage Quarantäne? Auf einem Demenzbereich? Wie soll das denn gehen? Machen sie einfach den Test und dann sind sie uns wieder los.“
Nun können wir mit Stolz und etwas Ellenbogen ausfahren behaupten, dass wir keinen Bewohner und keine Bewohnerin 14 Tage allein in sein/ihr Zimmer schicken mussten. Natürlich gehört auch eine riesen Portion Glück dazu 😉
Um mal ein bekanntes Gesicht zu sehen, waren Videoanrufe über Whatsapp (natürlich streng nach den Datenschutzrichtlinien) an der Tagesordnung. In Absprache mit den Angehörigen, blödelten wir mit den Bewohnerinnen und Bewohnern bei diesen Anrufen am Smartphone herum, probierten verschiedene lustige Filter aus und lachten uns so manches Mal scheckig.
Nach einigen Lockerungen konnten wir termingebundene Besuche mit Abstand, in einem großen Pavillon im Garten anbieten. Schon mal ein Anfang, aber der Körperkontakt fehlte immer noch. Bewohnerinnen und Bewohner, die vorher nie Körperkontakt suchten, wollten plötzlich in den Arm genommen werden und sind nun mehr denn je mit unseren Mitarbeitenden verbunden.
Leider gibt es noch immer viele Einschränkungen und manchen Bewohnerinnen und Bewohnern bekommt diese Zeit überhaupt nicht, aber wir können sagen, dass diese Zeit trotz allem noch mehr zusammenschweißt. Viele Mitarbeiter sagen: „Es tut gut in dieser Zeit eine Aufgabe zu haben und nicht Zuhause zu sitzen“.
Bleibt Gesund und weiterhin viel Spaß bei eurer Arbeit und seht in allem Negativen auch das Positive.
Liebe Grüße
Tobias Habel